Nach Uluwatu ging unsere Reise weiter – mit zwei sehr unterschiedlichen Stationen: zuerst ein kurzer Aufenthalt in Canggu, danach eine Woche in Ubud, genauer gesagt im kleinen Dorf Yeh Pulu. Zwei Orte, wie sie kontrastreicher kaum sein könnten.
Canggu – Hype, Hitze, Hupen
Canggu ist laut. Nicht im Sinne von Großstadttrubel, sondern eher ein Mix aus viel zu engen Straßen, zu vielen Rollern und dem konstanten Summen digitaler Nomaden, die in Coworking-Spaces über Krypto oder Kundengewinnung philosophieren. Früher ein verschlafenes Fischerdorf, ist Canggu heute ein Hotspot für westliche Aussteiger und Bali-Influencer.
Überall entstehen neue Restaurants mit westlichen Menüs, Avocadotoast und Matcha Latte inklusive. Boutique-Stores reihen sich aneinander, viele mit Preisschildern, die eher an Berlin Mitte als an ein Dorf in Südostasien erinnern. Der berühmte Surferstrand? Schwarzgrauer Sand, eher wild als idyllisch, mit einer ordentlichen Portion Treibgut.
Natürlich hat auch Canggu seine schönen Seiten – versteckte Warungs, gute Smoothie Bowls, ein paar coole Spots zum Sonnenuntergang. Aber für uns war schnell klar: Das hier ist nicht unser Bali.
Ubud – Zu Gast bei Khana in Yeh Pulu
Nach dem Trubel in Canggu führte uns unsere Reise nach Ubud – genauer gesagt nach Yeh Pulu, einem kleinen Ort etwas außerhalb des Zentrums. Dort trafen wir auf Khana, die ein kleines Café mit zwei, drei liebevoll gestalteten Gästehäusern führt.
Ubud gilt als das spirituelle Zentrum Balis. Bekannt für Yoga-Retreats, Künstlerkolonien, Tempel und sattgrüne Landschaften. Historisch war es über Jahrhunderte das Zuhause balinesischer Könige und Künstler. Noch heute prägen traditionelle Handwerkskunst, Tanzschulen und heilige Stätten das Stadtbild.
Yeh Pulu liegt etwas abseits der bekannten Routen. Der Blick von unserem Frühstückstisch auf die Reisterrassen war jeden Tag aufs Neue beeindruckend – sattes Grün, Palmen, Vogelstimmen. Und mittendrin dieses kleine Gästehaus, in dem man sich eher wie bei Bekannten fühlt als in einer Unterkunft.
Khana und ihre Familie begegneten uns mit echter Offenheit. Keine professionell einstudierte Gastfreundschaft, sondern echtes Interesse und ehrliche Gespräche – über das Leben, lokale Bräuche und den Alltag in ihrem Dorf. Es war einfach authentisch. Und genau das bleibt am meisten hängen.
Tradition und Glaube im Wassertempel Tirta Empul
Ein ganz besonderer Moment unserer Reise war der Besuch des Tirta-Empul-Tempels. Der heilige Wassertempel liegt rund 30 Minuten von Ubud entfernt und wurde im Jahr 962 n. Chr. erbaut – also noch lange bevor Bali ein Touristenmagnet wurde.
Tirta Empul heißt übersetzt „sprudelnde Quelle“ – und genau darum geht es: Gläubige (und auch Besucher) kommen hierher zur rituellen Reinigung. Man taucht in das Becken ein und reinigt sich unter einer Reihe von Quellen, jede mit eigener Bedeutung. Für Gesundheit, für Frieden, für den Geist. Das Ganze geschieht in traditioneller Kleidung, begleitet von Gebeten, in einer Atmosphäre, die selbst uns als Außenstehende tief berührt hat.
Es war keine Touristenattraktion im klassischen Sinne, sondern eine Erfahrung – intensiv, authentisch, voller Respekt.
Von Wasserfällen, Massagen und Reisterrassen
Natürlich haben wir in und um Ubud auch einiges erkundet. Besonders schön fanden wir die Tegallalang-Reisterrassen, weltberühmt und UNESCO-geschützt. Die Landschaft wirkt wie aus einem Gemälde: sattes Grün, stufenförmig angelegt, durchzogen von kleinen Wasserkanälen – ein Meisterwerk der Subak-Bewässerung, das seit Jahrhunderten funktioniert.
Wir besuchten den Suwat-Wasserfall, versteckt in einer kleinen Schlucht mit einem natürlichen Pool – ein echter Geheimtipp. Der Kanto Lampo Wasserfall hingegen ist bekannt für seine fotogene Kaskadenform – beeindruckend, aber auch gut besucht.
Zwischendurch gönnten wir uns eine balinesische Massage – eine Stunde lang wurden wir durchgeknetet, gedehnt und geerdet. Eine Wohltat für Körper und Seele.
Traditionen auf Bali: Unsere Erfahrung rund um Galungan
Was unsere Zeit auf Bali aber wirklich besonders gemacht hat, war die Nähe zur Kultur. Wir hatten das Glück, in Ubud die Vorbereitungen zum Galungan-Feiertag mitzuerleben – eines der wichtigsten Feste auf Bali. Es symbolisiert den Sieg des Guten über das Böse, ähnlich wie Diwali in Indien. Die Straßen waren gesäumt von festlich geschmückten Penjor – langen Bambusstangen mit Opfergaben. Es war faszinierend mit anzusehen, wie sehr die Menschen ihre Traditionen und Bräuche leben.
Fazit: Viele Eindrücke, viele Begegnungen – und Lust auf mehr
Bali war eine der eindrucksvollsten Stationen unserer Reise. Besonders Ubud und Uluwatu haben uns nachhaltig beeindruckt – mit ihrer üppigen Natur, der Herzlichkeit der Menschen und der gelebten Kultur. Natürlich bringt eine so beliebte Insel auch Herausforderungen mit sich: In einigen Regionen ist der Tourismus deutlich spürbar (und das bereits in der Nebensaison) und das Thema Müll ist präsent – selbst an abgelegeneren Orten.
Trotzdem überwiegen für uns ganz klar die positiven Erlebnisse. Wir haben viele Tipps von Einheimischen bekommen, aber bewusst entschieden, nicht alles zu machen. Stattdessen wollten wir uns Zeit nehmen für ausgewählte Orte – und sie wirklich erleben.
Bali hat uns viel gegeben – und gleichzeitig neugierig gemacht auf mehr. Gerade der Norden und Osten der Insel gelten als weniger touristisch und ursprünglicher. Wenn wir eines Tages zurückkommen, wollen wir genau dort noch tiefer eintauchen. Und eines steht ohnehin fest: Indonesien hat so viele Gesichter – wir waren sicher nicht zum letzten Mal hier.
Jetzt geht’s weiter nach Jakarta – unser letzter Stopp, bevor es zurück nach Europa geht.












