Rückkehr nach Hanoi – Zwischen Erledigungen und Erkenntnissen

Nach einer intensiven Zeit mit der Familie in Yen Bai und Lao Cai führte unser Weg zurück nach Hanoi. Die Stadt begrüßte uns mit ihrem gewohnten Chaos – hupende Mopeds, enge Gassen, unzählige Straßenverkäufer.

Wir nutzten die Zeit für einige Erledigungen: neue Schuhe, Medikamente und die weitere Reiseplanung. Besonders Dieps Erkältungssymptome hielten sich hartnäckig, doch eine erholsame Nacht brachte spürbare Besserung. Nebenbei ließen wir uns erneut vom vietnamesischen Essen verwöhnen – eine der Konstanten, auf die wir uns immer verlassen können.

Ein Markt, der zum Nachdenken anregt

Doch ein Erlebnis ließ mich besonders nachdenklich zurück: der Besuch in einer riesigen Markthalle. Bereits im letzten Jahr waren wir hier, doch der Anblick wirkte diesmal noch erdrückender. Regale voller Plastikspielzeug, Unmengen an Stoffen, ein unendlicher Strom an Billigware. Man kann sich dem Gefühl nicht entziehen, dass hier alles ein kurzes Leben hat – produziert, gekauft, konsumiert, entsorgt. Und doch ertappt man sich selbst dabei, wie der Gedanke aufkommt, noch ein zweites Paar Schuhe mitzunehmen. Konsum ist allgegenwärtig – und es ist erschreckend, sich selbst dabei zu beobachten.

Doch so problematisch dieser Massenkonsum auch wirkt, er sichert gleichzeitig die Existenz vieler Menschen. Vietnam ist heute der drittgrößte Textilproduzent der Welt mit einem Exportvolumen von 46 Milliarden Dollar (Stand 2024). Hinter den unzähligen Stoffballen und Plastikverpackungen stehen Arbeitsplätze, Existenzen, Familien, die davon leben. Die vietnamesische Wirtschaft hat sich mit kluger Strategie international vernetzt – unter anderem durch Freihandelsabkommen mit der EU (EVFTA) und transpazifische Partnerschaften (CPTPP).

Von der Großstadt ans Meer – Willkommen in Da Nang

Am Abend des 24.02 machten wir uns auf zum Flughafen. Unser Ziel: Da Nang, die drittgrößte Stadt Vietnams, genau zwischen Hanoi und Saigon gelegen. Nach einer verspäteten Landung kamen wir mitten in der Nacht an – hungrig, müde, aber erleichtert, endlich da zu sein. Zum Glück fanden wir noch eine geöffnete Bánh Mì-Bude und gönnten uns ein knuspriges Baguette als Mitternachtssnack.

Da Nang ist eine Stadt voller Kontraste. Einerseits ist sie bekannt für ihre Strände, Tempel und spektakulären Aussichtsplattformen. Andererseits ist sie ein geschichtsträchtiger Ort. Die Franzosen hielten hier bis 1950 die Kontrolle, bevor sie die Stadt an Vietnam zurückgaben. Doch kaum 15 Jahre später landeten die Amerikaner hier – Da Nang wurde zum nördlichsten Luftstützpunkt der US-Armee und spielte eine zentrale Rolle im Vietnamkrieg. Erst 1975 wurde sie vollständig von Vietnam zurückerobert.

Tourismusboom mit einem Fragezeichen

Heute setzt die Stadt voll auf Massentourismus. Überall ragen riesige Hotels in den Himmel, und es fällt schwer zu glauben, dass sie jemals alle ausgelastet sein könnten. Vielleicht liegt es an der Nebensaison, vielleicht sind es die wirtschaftlichen Nachwirkungen der letzten Jahre.

Gerüche, Märkte und die ersten Affen

Ein sehr einprägsamer Eindruck in Da Nang war unser Besuch auf einem weiteren Markt: dem Chợ Cồn im Arbeiterviertel. Ich dachte, ich hätte mich inzwischen an die Sinneseindrücke vietnamesischer Märkte gewöhnt, doch dieser belehrte mich eines Besseren. Der Geruch von rohem Fleisch, Fisch und exotischen Gewürzen mischte sich zu einer beißenden Wolke, die einem den Atem raubte. Selbst jetzt steigt mir dieser Geruch noch in die Nase, wenn ich daran denke.

Doch nicht nur die Märkte blieben uns in Erinnerung. Während eines Tempelbesuchs hoch oben über der Stadt machten wir eine besondere Begegnung – freilebende Affen! Zum ersten Mal auf dieser Reise sahen wir sie in der Natur, wie sie sich durch die Bäume schwangen und sich neugierig umsahen.

Spektakuläre Ausblicke auf dem Hai Van Pass

Am nächsten Tag machten wir uns auf, eine der schönsten Straßen Vietnams zu befahren: den Hai Van Pass. Diese kurvenreiche Küstenstraße verbindet Da Nang mit Hue und gilt als eine der spektakulärsten Panoramastraßen Asiens. Und das völlig zu Recht – auf der einen Seite das türkisblaue Meer, auf der anderen dichte Dschungelvegetation. Der Pass, auch als „Pass des Meeres der Wolken“ bekannt, macht seinem Namen alle Ehre. Oft ziehen dichte Nebelschwaden über die Straße, während sich auf der anderen Seite der Sonne glitzernde Küstenstreifen erstrecken – ein atemberaubendes Naturschauspiel. Gleichzeitig markiert der Pass die klimatische Grenze zwischen Nord- und Südvietnam: Während es nördlich oft kühler und regenreicher ist, erwartet einen südlich des Passes meist sonnigeres Wetter.

Ein großer Dank gilt Duc und seinen Freunden + Familie, ohne die wir in Da Nang wohl kaum so viele authentische Ecken entdeckt und die atemberaubende Landschaft wirklich erlebt hätten.

Hoi An – Die schönste Stadt Vietnams?

Nach drei Nächten in Da Nang führte unser Weg weiter nach Hoi An. Wer von Hoi An spricht, hört oft Superlative: die schönste Stadt Vietnams, ein magischer Ort, eine Zeitreise in die Vergangenheit.

Mit knapp 70.000 Einwohnern zählt die ehemalige Handelsstadt zu den kleineren Städten Vietnams – doch ihre Bedeutung war einst enorm. Im 16. und 17. Jahrhundert war Hoi An einer der wichtigsten Handelshäfen in Südostasien. Chinesische, japanische und europäische Händler prägten das Stadtbild, was sich bis heute in der Architektur widerspiegelt. Besonders berühmt ist die überdachte Japanische Brücke aus dem 16. Jahrhundert – ein Überbleibsel aus einer Zeit, in der sich japanische Kaufleute hier niederließen.

Persönlich konnte ich gut nachvollziehen, weshalb Hoi An diesen Ruf besitzt – vor allem am Abend, wenn tausende bunte Lampions die Straßen erleuchten und eine fast märchenhafte Atmosphäre entsteht. Doch mit dem Charme kommt auch die Kehrseite: Die Stadt ist überlaufen, die Touristenmassen schieben sich durch die engen Gassen, und vieles wirkt mehr inszeniert als authentisch.

Für Einige hat Hoi An dennoch seine Reize, vor allem, wenn man shoppen möchte. Die Stadt ist bekannt für ihre Schneider, die innerhalb weniger Stunden maßgeschneiderte Kleidung anfertigen. Außerdem gibt es unzählige kleine Restaurants und Street-Food-Stände. Hier haben wir beispielsweise das beste Bánh Mì unserer Reise gegessen – knusprig, frisch und perfekt gewürzt.

Trotzdem waren wir froh, nur eine Nacht hier zu verbringen. Der Zauber war spürbar, aber der Massentourismus ließ ihn nur bedingt wirken.

Der letzte Stopp: Saigon ruft

Unsere Zeit in Vietnam neigt sich langsam dem Ende zu. Nach zwei Wochen voller neuer Eindrücke, Begegnungen und Erlebnisse geht es nun in unsere letzte Station: Saigon. Vier Nächte bleiben uns noch – vier Nächte in einer der pulsierendsten Metropolen Südostasiens. Was uns dort wohl erwarten wird?