Unsere Zeit in Vietnam neigte sich dem Ende zu und unsere letzte Station führte uns in die pulsierende Metropole Saigon. Die Stadt, die heute offiziell Ho-Chi-Minh heißt, ist das wirtschaftliche Zentrum des Landes – und das spürt man vom ersten Moment an. Riesige Hochhäuser, moderne Einkaufszentren, glitzernde Werbetafeln und ein pulsierendes Nachtleben.
Doch die Geschichte ist hier allgegenwärtig. Vor der Wiedervereinigung Vietnams 1975 war Saigon die Hauptstadt von Südvietnam. Während des Vietnamkriegs spielte sie eine zentrale Rolle als strategisches Zentrum der USA und ihrer Verbündeten. Die Bilder der letzten Helikopter, die 1975 vom Dach der US-Botschaft abhoben, sind weltbekannt. Heute steht an genau dieser Stelle das Wiedervereinigungspalast, eines der wenigen Wahrzeichen der Stadt. Auch das Kriegsopfermuseum, das die Auswirkungen des Kriegs auf die vietnamesische Bevölkerung zeigt, gehört zu den bedeutendsten historischen Stätten.
Kulinarische Kontraste
Kulinarisch fühlt sich Saigon fast wie ein anderes Land an. Die vertrauten Aromen aus Hanoi und Da Nang? Fehlanzeige. Hier im Süden ist das Essen oft süßer, fettiger und insgesamt geschmacksintensiver. Während Pho im Norden klar und dezent abgeschmeckt ist, bekommt man in Saigon eine kräftigere, aromatischere Variante. Auch Gerichte wie Cơm tấm (gebratener Schweinerippchen-Reis) oder Hủ tiếu (eine Art südliche Nudel-Suppe) findet man im Norden kaum. Es war eine tolle Erfahrung, neue Gerichte auszuprobieren und die regionalen Unterschiede kennenzulernen. Beide Küchen haben ihren ganz eigenen Reiz und ich könnte mich nicht für eine klare Favoritin entscheiden.
Unser erstes Negativerlebnis – Ein Hotel in der falschen Gegend
Bisher lief unsere Reise weitestgehend reibungslos – bis zu unserer ersten Nacht in Saigon. Nach unserer späten Ankunft suchten wir unser Hotel auf, das wir vorab gebucht hatten. Doch kaum waren wir da, wurde uns klar: Wir hatten uns in der Lage gründlich vertan. Unser Hotel lag mitten im Rotlichtviertel der Stadt – oder besser gesagt, auf der Reeperbahn Saigons. Die Straßen waren gefüllt mit Bars, Neonlichtern und dubiosen Gestalten und es war sofort klar, dass wir uns hier nicht wohlfühlen würden.
Nach kurzer Beratung entschieden wir, das Hotel direkt wieder zu verlassen – ein teures Missverständnis, aber die richtige Entscheidung. Um 2 Uhr nachts irrten wir durch die Stadt, auf der Suche nach einer Alternative. Schließlich fanden wir doch noch ein passendes Hotel, in dem wir dann für die nächsten vier Nächte blieben. Ein stressiger Start – aber eine Erfahrung, aus der wir definitiv gelernt haben.
Freunde treffen & Vintage-Schätze entdecken
Trotz dieses holprigen Starts hatten wir auch wunderschöne Erlebnisse in Saigon. Besonders gefreut haben wir uns über das Wiedersehen mit Freunden, die gerade ihre Hochzeit hier vorbereiten. Neben all den kulinarischen Entdeckungen nutzten wir die Zeit, um uns über ihre Hochzeitsvorbereitungen auszutauschen, liefen gemeinsam durch die belebten Viertel der Stadt und tauchten ein in das geschäftige Treiben.
Außerdem nutzten wir die Gelegenheit für eine ausgiebige (Vintage)-Shopping-Tour. Während Vietnam für seine Schneiderkunst und Maßanfertigungen bekannt ist, gibt es auch eine große Secondhand-Szene. Zwischen all den modernen Malls finden sich immer wieder kleine Läden mit echten Vintage-Schätzen – ein schöner Kontrast zur Konsumflut, die wir noch aus Hanoi in Erinnerung hatten.
Ein Fazit zu Vietnam – zwischen Tradition und Moderne
Unsere Zeit in Vietnam geht zu Ende, und mit ihr bleiben viele Erlebnisse, Begegnungen und Eindrücke, die uns noch lange begleiten werden.
Von den familiären Tagen in Yen Bai und Lao Cai, in denen wir das einfache, aber herzliche Leben auf dem Land kennenlernen durften, über die kulinarischen und kulturellen Entdeckungen in Hanoi bis hin zu den traumhaften Küstenstraßen und historischen Gassen Zentralvietnams – jede Station hatte ihren eigenen Charakter.
Saigon schließlich hat uns mit seiner Dynamik, seiner Geschichte und seiner schieren Größe gefordert und fasziniert. Hier wurde uns noch einmal bewusst, wie sehr Vietnam ein Land der Gegensätze ist – zwischen Tradition und Moderne, Ruhe und Rastlosigkeit, Bescheidenheit und Überfluss.
Trotz all der Faszination gab es natürlich auch immer wieder Herausforderungen. Wir haben nie lange an einem Ort verweilt, mussten viel fliegen und hatten kaum Zeit, richtig anzukommen. Die klimatischen Bedingungen waren dabei sehr unterschiedlich: Im Norden herrschten mit 15 Grad kühle Temperaturen und es regnete häufig, während Zentralvietnam mit 25 Grad angenehm warm war. In Saigon angekommen, spürten wir dann die 34 Grad – eine unerträgliche Hitze, die nur mit Klimaanlage zu ertragen war.
Jetzt, in Thailand, freuen wir uns auf ein wenig Ruhe und die Möglichkeit, die gewonnen Eindrücke sacken zu lassen.






