Nach einer langen Nachtbusfahrt von Bangkok nach Chiang Mai kamen wir in den frühen Morgenstunden an. Noch etwas verschlafen, aber voller Vorfreude, setzten wir die ersten Schritte in eine Stadt, die für ihre Tempel, Nachtmärkte und das grüne Umland bekannt ist. Wir hatten uns auf eine entspannte Atmosphäre gefreut – doch schnell holte uns die Realität des Massentourismus ein.
Kultur, Natur und unzählige Cafés
Chiang Mai, einst die Hauptstadt des Lanna-Königreichs, gilt heute als das kulturelle Zentrum Nordthailands. Besonders in der Altstadt reiht sich ein prächtiger Tempel an den nächsten, dazwischen traditionelle Märkte und verwinkelte Gassen. Was uns aber besonders überraschte, war die ausgeprägte Kaffeekultur – gefühlt an jeder Ecke fanden wir wunderschöne Cafés, oft versteckt in tropischen Gärten oder mit stylischem, modernem Design.
Auch die Nachtmärkte waren ein echtes Highlight. Wir ließen uns durch den berühmten Sunday Night Market treiben, umgeben von flackernden Lichtern, exotischen Düften und einer unglaublichen Vielfalt an Street-Food-Ständen. Kulinarisch blieben keine Wünsche offen: Von frischen Sommerrollen über Pad Thai bis hin zu unserem geliebten Roti – wir hätten ewig weiterprobieren können.
Elefantentourismus – eine bittere Wahrheit
Schon vor unserer Ankunft wussten wir, dass Chiang Mai für seine Elefantencamps berühmt ist. Überall wurden „ethische“ Touren beworben. Doch wir hatten bereits von fragwürdigen Praktiken gehört und entschieden uns, nicht daran teilzunehmen. Die Vorstellung, Elefanten in ihrem natürlichen Lebensraum zu erleben, war zwar verlockend – aber nicht um jeden Preis.
Ganz umgehen konnten wir das Thema jedoch nicht. Während einer Bamboo-Rafting-Tour entdeckten wir mehrere Elefanten, die scheinbar im Fluss badeten. Doch der Anblick machte uns eher traurig als glücklich: Die Tiere waren an kurzen Ketten fixiert, und laute Musik aus Lautsprechern hallte durch die Luft – eine Tortur für ihre empfindlichen Ohren. Es war schwer mitanzusehen, wie diese sanften Riesen so unnatürlich gehalten wurden. Ein Moment, der uns noch lange nachhing.
Unser Highlight: Ein thailändischer Kochkurs
Ein Erlebnis, das uns besonders in Erinnerung blieb, war ein traditioneller Kochkurs. Schon der Start war ein kleines Abenteuer: Gemeinsam mit unserer Kursleiterin erkundeten wir einen Markt, wo sie uns die wichtigsten Zutaten der thailändischen Küche zeigte. Überall roch es nach frischen Kräutern, exotischen Früchten und würzigen Pasten.
Zurück in der Küche bereiteten wir fünf klassische Gerichte zu – von cremigem Curry über Tom Kha Gai bis hin zu selbstgemachten Frühlingsrollen. Es war nicht nur ein kulinarischer Genuss, sondern auch eine wunderbare Möglichkeit, tiefer in die thailändische Esskultur einzutauchen.
Unterwegs in Chiang Mai – und die Sehnsucht nach Freiheit
Obwohl viele Reisende in Chiang Mai einen Roller mieten, entschieden wir uns dagegen. Der chaotische Verkehr war uns zu einschüchternd, also setzten wir lieber auf die roten Songthaews – Sammeltaxis, die überall in der Stadt unterwegs sind. Praktisch und günstig, ja – aber eben auch mit Einschränkungen. Spontane Abstecher in abgelegenere Gegenden waren so nicht möglich, und manchmal fehlte uns die Freiheit, einfach loszufahren.
Vielleicht war es genau diese fehlende Unabhängigkeit, die uns das Gefühl gab, das „ursprüngliche Thailand“ nicht gefunden zu haben. Wir sind uns sicher, dass es im Norden noch viele unberührte Orte gibt, doch in der kurzen Zeit konnten wir sie nicht entdecken.
Unerwartetes Heimweh
Trotz all der besonderen Erlebnisse spürten wir in Chiang Mai zum ersten Mal auf dieser Reise eine tiefe Erschöpfung. Vielleicht war es die Hitze, vielleicht das viele Unterwegssein, vielleicht die kleinen gesundheitlichen Probleme, die uns zunehmend begleiteten. Unser Kreislauf spielte verrückt, und plötzlich sehnten wir uns nach etwas Beständigem – nach einem Ort, an dem man nicht ständig überlegen muss, wo man isst, schläft oder was man als Nächstes unternimmt. Zum ersten Mal wurde das Bedürfnis nach „Zuhause“ stärker.
Ein Fazit mit gemischten Gefühlen
Chiang Mai ist zweifellos eine faszinierende Stadt – voller Kultur, köstlichem Essen und beeindruckender Natur. Aber sie ist längst nicht mehr das unentdeckte Juwel, als das viele Reiseführer sie noch anpreisen. Der Tourismus ist allgegenwärtig, und manchmal fühlt sich alles ein wenig zu inszeniert an.
Und doch gab es diese besonderen Momente: der Geschmack von selbst gekochtem Curry, das Gefühl der ersten Morgensonne auf der Haut, das leise Plätschern eines Wasserfalls im Dantewada Park. Chiang Mai hat uns berührt – auf verschiedene Weise. Vielleicht war es genau das, was diese Stadt so besonders gemacht hat.














