Wer „Krabi“ hört, denkt meist sofort an Postkartenstrände, türkisblaues Wasser und beeindruckende Inselkulissen. Aber Krabi ist nicht nur ein Ort – es ist eine ganze Provinz im Süden Thailands, die sich entlang der Andamanensee erstreckt. Und mittendrin: Krabi Town. Kein Küstenparadies, sondern eine kleine, bodenständige Stadt.
Während viele Urlauber direkt in die bekannten Touristenzentren wie Ao Nang oder Railay strömen, haben wir uns für ein Hotel in Krabi Town entschieden. Hier leben vor allem Einheimische, die in der Hotellerie, Gastronomie oder im Tourismus der Umgebung arbeiten. Die Stadt selbst ist ruhig, fast schon verschlafen – und genau das brauchten wir. Keine Strandbars, kein Trubel. Nur Zeit zum Durchatmen.
Unfreiwillige Pause: Zwischen Krankenzimmer und Erkenntnis
Leider war es nicht allein das Bedürfnis nach Entschleunigung, das uns in Krabi zum Stillstand brachte – sondern meine Gesundheit. Schon auf dem Weg hierher fühlte ich mich angeschlagen und bald darauf war klar: Ich sollte mich untersuchen lassen. Eine Innenohrentzündung, wie sich herausstellte. Nicht dramatisch, aber beeinträchtigend genug, um unseren Reiseplan zu durchkreuzen.
Mit gemischten Gefühlen fuhren wir in die Klinik. Ich hatte Bedenken – und wurde eines Besseren belehrt. Das Personal war freundlich, die Behandlung professionell. Zwar nicht auf dem Niveau deutscher Krankenhäuser, aber hygienisch und gut organisiert. Eine Erfahrung, die mich auf mehreren Ebenen nachdenklich stimmte: Wie selbstverständlich wir oft unsere medizinische Versorgung in Deutschland nehmen. Erst in der Fremde erkennt man, was für ein Privileg das eigentlich ist.
Trotz allem unterwegs: Kleine Ausflüge mit großer Wirkung
Natürlich war in diesen Tagen nicht alles möglich – aber wir nutzten die Zeit so gut es ging. Zwei kurze Ausflüge führten uns nach Ao Nang, den wohl bekanntesten Küstenort der Region. Der Unterschied zu Krabi Town war frappierend: plötzlich viele Menschen, Souvenirshops, Restaurants mit westlicher Speisekarte. Aber auch: ein weiter Strand, warme Luft, Felsen, die sich bei Sonnenuntergang in rötliches Licht tauchen.
Ein kleines Highlight war der sogenannte Monkey Trail, ein schmaler Pfad, der sich von Ao Nang zum ruhigeren Pai Plong Beach schlängelt. Der Weg führt durch tropischen Wald, über Holzstege und vorbei an (manchmal etwas frechen) Affen – und belohnt mit einem Strand, der deutlich entspannter ist als der Hauptabschnitt.
In Momenten wie diesen dämmerte uns, warum Thailand so viele Reisende anzieht: Die Landschaft ist beeindruckend, die Menschen herzlich, das Lebensgefühl irgendwie leichter. Und doch spürten wir – wie schon in Chiang Mai – auch hier die Kehrseite: Tourismus in Hochkonzentration. Vieles wirkt glattgezogen, angepasst an die Wünsche von Besucher*innen. Das „echte“ Thailand muss man dazwischen ein bisschen suchen.
Ein Ort mit Geschichte: Was Krabi über sich selbst erzählt
Krabi ist älter, als viele glauben. Archäologische Funde zeigen, dass die Region schon vor über 25.000 Jahren besiedelt war – eine der ältesten dauerhaft bewohnten Gegenden Thailands. Später war sie Teil des Königreichs Nakhon Si Thammarat, bevor sie unter die Kontrolle Siams – dem heutigen Thailand – fiel. Die Stadt Krabi wurde im frühen 19. Jahrhundert offiziell gegründet, ursprünglich als Verwaltungsposten.
Der Name „Krabi“ bedeutet übrigens „Schwert“ – angeblich wurden bei Ausgrabungen zwei antike Klingen gefunden, die der Region ihren Namen gaben. Heute ist Krabi Town ein regionales Zentrum für Verwaltung, Handel und Verkehr – und eben auch für all jene, die das touristische Krabi am Laufen halten.
Langsame Tage, echte Eindrücke
In der langsameren Gangart entdeckten wir Ecken, die wir sonst vielleicht übersehen hätten. Der Wat Kaew Korawaram zum Beispiel – ein strahlend weißer Tempel auf einer Anhöhe, mit Blick über die Dächer der Stadt. Oder die Promenade am Krabi River, wo man am Abend bei einem kühlen Getränk den Tag ausklingen lassen kann. Kein Ort für große Highlights – aber für kleine, ehrliche Momente.
Auch kulinarisch hatten wir Gelegenheit, Neues zu probieren. Das südthailändische Curry ist deutlich schärfer als im Norden – und das Essen auf den lokalen Märkten authentisch, günstig und voller Aromen. So wurde aus einem gesundheitlich erzwungenen Rückzug langsam wieder eine Reise.
Zurück ins Leben: Abschied mit neuer Energie
Zum Glück ging es mir gegen Ende unseres Aufenthalts besser. Und mit der körperlichen Erholung kam auch die Lust aufs Weiterziehen zurück. Wir planten unsere nächsten Ziele, durchstöberten Karten und Blogs und spürten diese leise Vorfreude, die das Reisen so besonders macht.
Krabi war nicht die spektakulärste Station unserer Reise. Aber vielleicht eine der ehrlichsten. Ein Ort, der uns gezeigt hat, wie wichtig es ist, auf den eigenen Rhythmus zu hören.









