Unsere letzte Station in Thailand lag vor uns: Koh Samui. Doch bevor wir in den ersehnten Entspannungsmodus wechseln konnten, hieß es noch einmal Zähne zusammenbeißen. Über acht Stunden lang quetschten wir uns in einem engen 9-Sitzer-Bus – zusammen mit einer Gruppe gleichaltriger Deutscher – durch das südliche Thailand, ehe wir schließlich noch eineinhalb Stunden mit der Fähre übersetzten.
Mein Gleichgewichtssinn – treuer, aber auch empfindlicher Begleiter dieser Reise – meldete sich nach der Fahrt deutlich zu Wort. Immer wieder hatte ich das Gefühl, gleich umzukippen. Doch anders als noch in Krabi wusste ich diesmal, was zu tun ist. Ich konnte gegensteuern – und zur Sicherheit ließ ich später sogar Blut abnehmen. Alles im grünen Bereich. Und dennoch: Die Anstrengung saß mir in den Knochen.
Zwischen Komfort und Kommerz: Koh Samui im Überblick
Koh Samui liegt etwa 35 Kilometer vom thailändischen Festland entfernt im Golf von Thailand und ist nach Phuket die zweitgrößte Insel des Landes. Rund 70.000 Menschen leben hier, und die touristische Infrastruktur ist hervorragend ausgebaut – vielleicht sogar ein wenig zu gut. Der kleine Flughafen verbindet die Insel mehrmals täglich mit Bangkok, und das Angebot an Unterkünften reicht von einfachen Hostels bis zu luxuriösen Villen mit Infinity-Pool.
Schon bei der Ankunft war klar: Koh Samui ist kein Geheimtipp. Die Strände sind wunderschön, aber kein Vergleich zur leeren Weite auf Koh Lanta. Apotheken, Geldautomaten und 7-Eleven-Filialen gibt es hier an jeder Ecke – ebenso wie Touristenbusse, Massage-Werbeschilder und westliche Speisekarten. Die Preise? Entsprechend angepasst. Besonders in Restaurants und bei Unterkünften war der Unterschied zum Festland deutlich spürbar.
Urlaubsparadies und Pausenmodus
Und trotzdem – oder gerade deshalb – war Koh Samui für uns genau richtig. Wir waren nicht hier, um Abenteuer zu erleben. Wir wollten durchatmen. Den Sand unter den Füßen spüren. Uns treiben lassen. Und so verbrachten wir Stunden am Strand, schlürften kalte Smoothies, aßen frisches Massaman-Curry und Kokosnuss direkt aus der Schale.
Gut gefallen hat uns das Fisherman’s Village in Bophut – ein gepflegtes Viertel mit kleinen Läden, gemütlichen Restaurants direkt am Wasser und einem der schönsten Nachtmärkte der Insel. Alles war ein bisschen geordneter, ruhiger und übersichtlicher als an anderen Orten der Insel.
Ein Land im Ausnahmezustand: Das Erdbeben in Myanmar
Was niemand ahnen konnte: Nur wenige Tage nach unserer Ankunft bebte in Myanmar die Erde – stark genug, dass es selbst in Bangkok große Schäden anrichtete. Wir waren auf Koh Samui sicher, aber plötzlich fühlte sich diese Sicherheit brüchig an. Die thailändische Regierung rief den landesweiten Notstand aus. Auch wenn wir nicht unmittelbar betroffen waren, spürten wir die Auswirkungen.
Die Straßen wurden leerer. Die Gesichter der Menschen ernster. Fast alle starrten unentwegt aufs Handy, versuchten, neue Informationen zu bekommen. Auch wir saßen abends lange wach, scrollten durch Nachrichten, versuchten zu verstehen: Gibt es Nachbeben? Besteht Tsunamigefahr? Was passiert in Bangkok, in Chiang Mai, wo wir vor wenigen Wochen noch waren?
Diese Tage waren geprägt von einer seltsamen Mischung aus Bestürzung, Dankbarkeit und Unsicherheit. Dankbar, dass es uns gut ging. Dass wir nicht in Bangkok oder auf Koh Chang waren, wie ursprünglich geplant – Orte, die dem Epizentrum deutlich näher lagen. Und gleichzeitig war da auch dieses diffuse Gefühl von Ohnmacht. Wir konnten nichts tun, außer abwarten, beobachten – und hoffen.
Letzte Etappe: Von Koh Samui nach Phuket
Nach sechs Tagen hieß es Abschied nehmen von Koh Samui – und von Thailand. Eine weitere siebenstündige Fahrt brachte uns nach Phuket, wo wir uns ein Hotel in Flughafennähe nahmen. Zwei Tage blieben wir noch. Nicht, um neue Orte zu entdecken oder Sehenswürdigkeiten zu besichtigen – sondern um ein bisschen runterzukommen. Und uns innerlich von diesem Kapitel zu verabschieden.
Es ist komisch, das so zu schreiben – aber wir waren am Ende auch ein wenig erleichtert, Thailand hinter uns zu lassen. Nicht, weil es uns nicht gefallen hätte. Im Gegenteil. Aber wir waren erschöpft – von den vielen Eindrücken, vom Klima, vom dauernden Unterwegssein.
Unser Fazit zu Thailand
Thailand ist ein faszinierendes Land. Es gibt gute Gründe, warum so viele Menschen hierher reisen: traumhafte Strände, gastfreundliche Menschen, eine Infrastruktur, die das Reisen leicht macht. Man kann hier wochenlang durch bunte Märkte schlendern, durch Tempelgärten streifen, sich durch die Garküchen probieren oder einfach am Strand liegen.
Aber Thailand ist auch herausfordernd. Laut. Widersprüchlich. Und manchmal einfach zu viel.
Wir haben hier viel gelernt – über das Land, über uns, über das Reisen an sich. Wir haben unsere Grenzen verschoben, Ängste gemeistert, neue Perspektiven gewonnen.
Würden wir wiederkommen? Ja, definitiv. Aber anders. Mit mehr Ruhe. Mit mehr Recherche. Vielleicht abseits der Hotspots, vielleicht auf der Suche nach dem weniger Offensichtlichen.








